Volkshilfe Österreich
Erwin Berger, MAS
Leiter Kommunikation Volkshilfe Österreich
+43 676 83 402 215
erwin.berger[at]volkshilfe.at
Frauen über 65 sind deutlicher stärker durch Armut gefährdet als der Durchschnitt der Bevölkerung, aber auch stärker betroffen als Männer diesen Alters. Denn bei ihnen liegt die Armutsgefährdung bei 18 Prozent, noch höher ist die bei alleinstehenden Frauen mit Pension: „In dieser Gruppe ist mehr als jede vierte Frau armutsgefährdet”, macht Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März aufmerksam. Was Altersarmut konkret bedeutet erzählt etwa eine Frau im Gespräch mit der Volkshilfe: “In der Früh, zu Mittag und am Abend esse ich Brot. Nur Brot, nur Brot, nur Brot.” Eine ausgewogene Ernährung ist für die Gesprächspartnerin finanziell nicht drinnen. Auch soziale Isolation oder ein schlechterer Gesundheitszustand gehen mit Altersarmut einher.
Der Weg zum Gender Pension Gap
Die starke Armutsgefährdung von alleinlebenden Frauen über 65 Jahre ergibt sich aus dem Gender Pension Gap. Die “Pensionslücke” klafft in Österreich weit auseinander. Während Männer 2022 durchschnittlich 2.229 Euro erhielten, lagen die Frauenpensionen im Durchschnitt bei 1.313 Euro. Eine Pensionslücke von mehr als 40 Prozent ist das Resultat ungleicher Verteilung von unbezahlter Sorgearbeit, fehlender Kinderbetreuungsplätze und ungleicher Löhne für gleiche und gleichwertige Arbeit. Aber auch das konservative Frauenbild, das immer noch in der Gesellschaft verankert ist, ist eine der Ursachen für die niedrigen Frauenpensionen. Die durchschnittliche Frauenpension im Jahr 2023 lag knapp unter der Armutsgefährdungsschwelle von 1.392€ für einen Ein-Personen-Haushalt. Besonders drastisch ist der Gender Pension Gap in Vorarlberg mit 47,3%, in Wien liegt er bei 29,8%. “Der Gender Pension Gap in Österreich ist zum Genieren. Wir liegen da im traurigen Spitzenfeld in der EU. Noch schlimmer ist aber, dass die bisher gesetzten Maßnahmen nur schleppend voranschreiten. Die Politik müsste viel entschlossener sein angesichts dieser himmelschreienden Ungerechtigkeit”, so Fenninger.
Die Dunkelziffer könnte noch höher sein
Tatsächlich könnten auch die finanziellen Handlungsspielräume von Frauen, die in der Statistik nicht als armutsgefährdet gelten, eingeschränkt sein. “Männer, die über das Haushaltsbudget Macht ausüben oder ihre Partnerinnen unter Rechtfertigungsdruck setzen, das erleben wir in der Sozialen Arbeit nicht selten”, erzählt Fenninger. Zur Berechnung der Armutsgefährdung werde das Haushaltseinkommen herangezogen, das sagt jedoch nichts über die Verteilung der Ressourcen im Haushalt aus. “Nur armutsfeste Frauenpensionen sichern Frauen nachhaltig ab. Damit das gelingt, braucht es höhere Frauenlöhne, eine gleiche Verteilung unbezahlter Sorgearbeit und qualitativ hochwertige Kinderbildungsplätze, die auch eine Vollzeiterwerbstätigkeit zulassen", stellt Fenninger zum feministischen Kampftag abschließend fest.
6. März 2024